Die falsche Logik der Gewalt

(Das Verhältnis von Mittel und Zweck)

„Man sagt: Mittel sind im Grunde gleich Mittel. Ich möchte sagen: Die Mittel sind im Grunde alles. Wie die Mittel, so der Zweck. Der Schöpfer hat uns sehr wohl (wenn auch stark begrenzten) Einfluß auf die Mittel, nicht auf den Zweck gegeben. Eure Überzeugung, zwischen Mittel und Zweck bestehe keine Beziehung, ist ein großer Irrtum. Aus diesem Irrtum heraus haben auch für fromm gehaltene Menschen Verbrechen begangen. Eure Logik besagt, man könne eine Rose bekommen, wenn man ein Unkraut pflanzt.“

aus: A.Capitini, Gandhi. Die Technik des gewaltlosen Widerstands. Jugenddienst-Verlag, Wuppertal 1969. S. 10

 

 

Die Überlegenheit des Gewaltverzichts

 Ich kann einem Feigling keinen Gewaltverzicht predigen; genau so wenig könnte ich einen Blinden bewegen, einen erfreulichen Anblick zu genießen. Gewaltverzicht deutet den Gipfel des Mutes. In der Praxis bin ich nie auf Schwierigkeiten gestoßen, wenn ich Menschen, die in der Schule der Gewalt erzogen wurden, die Überlegenheit eines gewaltlosen Verhaltens bewies. Als Feigling, der ich jahrelang war, stand mir der Sinn nach Gewalt. Ich entwickelte Sinn für ein gewaltloses Verhalten, als ich anfing, mich von meiner Feigheit zu befreien. Jemand, der Hass in seinem Herzen trägt und die Gewalt liebt, würde seinen Gegner töten, wenn er es ohne Schaden für sich selbst tun könnte, er steht der Gewaltlosigkeit fern. Ich kann nicht dulden, dass ein Feigling bei der sogenannten Gewaltlosigkeit Zuflucht sucht.

Mein Glaube an die Gewaltlosigkeit ist eine äußerst lebendige Kraft. Sie lässt weder Raum für Feigheit noch für Schwäche; Gewaltverzicht wird von denen verkündet, die zu sterben wissen, nicht von denen, die den Tod fürchten. Gerade so wie man im Training für Gewalttaten die Kunst des Tötens lernen muss, so muss man im Training für ein gewaltloses Handeln die Kunst des Sterbens lernen. Wer nicht alle Furcht überwunden hat, kann Gewaltverzicht nicht vollkommen praktizieren.

a.a.O. ; S.10 f.

nach oben

zurück zu

Mahatma Gandhi