Die Waldenser

Die Waldenser (Arme von Lyon) sind eine zwischen 1170 und 1176 in Südfrankreich entstandene Buß- und Armutsbewegung, benannt nach ihrem Begründer, dem reichen Lyoner Kaufmann Petrus Waldes (+ zwischen 1184 und 1218), der sein Vermögen unter die Armen verteilte und mit Gleichgesinnten die konsequente Nachfolge Jesu im Geist der Bergpredigt anstrebte. Um 1173 / 76 entdeckte er bei der Lektüre des Mattäusevangeliums das Armutsideal und verschenkte sein Vermögen, um von nun an ein Leben der Armut auf sich zu nehmen. Seine Anhänger nannten sich "pauperes Christi" oder "Arme von Lyon". Ihre Predigt, die sich von Übertreibungen und harter Kritik am Bestehenden nicht frei hielt, barg nach Meinung des Bischofs von Lyon Gefahren für den Glauben in sich. Er verbot daher diese Bewegung, weil er sie, als Laienbewegung, nicht für qualifiziert ansah, über Glaubensfragen zu sprechen. Waldes wandte sich seinerseits an den Papst. Er erschien auf dem 3. Laterankonzil 1179 und Papst Alexander III., der sein Armutsideal lobte, gestattete ihm die Bußpredigt, wenn Waldes andererseits auf Glaubensverkündigung verzichtete. Diese Bedingung war sehr unklar. Unter dem Vorwurf, sie nicht eingehalten zu haben, verbot der Bischof von Lyon die Tätigkeit der Bewegung ein zweites Mal. Wieder wandte sich Waldes nach Rom. Aber diesmal reagierte Papst Lucius III. scharf und verbot 1184 jegliche Predigttätigkeit und tadelte die ganze Bewegung, die inzwischen radikale  Formen angenommen hatte. Nun widersetzte sich Waldes. Er bezog sich auf seine innere Berufung und persönliche Sendung durch Christus. Er erklärte, nur derjenige habe ein Recht, Christus zu verkündigen, der selbst alles hingegeben habe und in völliger Armut lebe. Hierauf erfolgte 1184 die Exkommunikation wegen Häresie. Die in den Untergrund gedrängte Bewegung verfiel immer stärker in Kirchenfeindlichkeit. Waldes starb um 1217.

Von der Inquisition verfolgt, siedelten die Waldenser vor allem in den Alpentälern von Piemont, wo sie sich, die kirchliche Hierarchie und das Lehramt ablehnend, als eigenständige Laienkirche organisierten, deren Ethik, orientiert an der Bergpredigt, durch eine einfache Lebensweise, die Ablehnung von Eid und Todesstrafe und die Verweigerung des Kriegsdienstes bestimmt war. 1532 schlossen sich die Waldenser dem reformierten Zweig der Reformation an; sie sind heute in Italien (rund 30.000 Waldenser) und Südamerika (Uruguay, Argentinien) evangelische Minderheitskirchen. Weltweit gibt es etwa 50.000 Waldenser; in Rom besteht seit 1922 eine waldensische theologische Fakultät, die einzige evangelische Fakultät Italiens.

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